Nach einer relativ langen Reise (Schiff &Bus), komme ich gerade noch rechtzeitig an, um mich fertig zu machen, denn heute spielen laut Programm Tanghetto im Canning. Gottseidank überrede ich Elisa, doch dort anzurufen und nach der Uhrzeit zu fragen und wir erfahren, dass das Konzert erst nächste Woche stattfindet, typisch Buenos Aires, dafür gibts auch eines am Samstag in San Telmo –
also gehen wir, denn es ist Donnerstag, ins Nino Bien ums Eck.
Wichtiger TIPP: Nino Bien: die besten Empanadas (mit Fleischfülle) in Buenos Aires: auf jeden Fall testen – warm und köstlich!
Ein weiterer kulinarischer TIPP: Media Lunas (Croissants) ca. ab 5 Uhr morgens Frisch im La Viruta, ebenfalls ein must, köstlich tambien!
Oh, da krieg ich gleich Hunger, adios y hasta la proxima mit dem Tanghettobericht!
La semana de los conciertos – Die Woche der Konzerte!
Innerhalb einer Woche hier:
2x Tanghetto, Astillero, Otros Aires (angekündigt, dann abgesagt) und Rudolfo Mederos!!!!! Das ist Buenos Aires!
TANGHETTO im “Buenos Ayres Club”
Die Location mutet etwas alternativ an, die Piste, ein alter Holzboden, vorsichtshalber zieh ich die Sneakers an. Uralte Tangos wie meistens, keinerlei Einstimmung auf ein Elektrotangokonzert! Die Hälfte der Gaste schätzungsweise, sind Touristen. Der Bandoneonist von Otros Aires ist auch da. Wir begrüßen uns. Gegen 2 Uhr morgens und völlig ansatzlos starten die Jungs von Tanghetto. Zuerst ist die Stimmung sehr verhalten, niemand tanzt. Nach der 3. Nummer fordert der Bandoneonist die Gäste auf, doch die Tanzflache zu füllen, na und das machma doch glatt. Gleich hebt sich die Stimmung und die Tänze, kreativ und ausladend, ein bisschen wie bei uns zu Hause, werden immer wilder.
Anschließend bespreche ich die Details für Wien. Sie freuen sich schon, ich werde zum anderen Konzert in dieser Woche eingeladen. Es geht weiter mit traditionellen Tangos und die Tanghettofans verlassen ziemlich rasch die Milonga. Also in Wien, denke ich mir, werden wir ganz bestimmt eine bei weitem bessere Stimmung haben!
ASTILLERO
Ein kleiner dunkler Club in San Telmo, sehr voll, ich ergattere den letzten Platz an der Bar. Eintritt 20 Pesos(5 Euro). Es kommen immer noch Leute und der Camarero jongliert gekonnt mit den Plätzen. Jetzt schleppt er noch einen Tisch an und zum Schluss ist das gemütliche Lokal namens “Torquatotasso” zum Bersten voll! Die Stimmung ist superlocker. Manche essen noch was (alles sieht köstlich aus), bevor um 23Uhr, für Buenos Aires eine sehr christliche Verspätung von nur einer Stunde zum angesetzten Konzertbeginn, die 5 Chicos von Astillero die Bühne betreten. Die ersten kraftvollen Akkorde jagen mir gleich Schauer über den Rücken, suuuuper! Die projizierten images flimmern über die Musiker hinweg auf eine dahinter gespannte Leinwand. Schon nach der ersten Nummer steht die Verbindung von Bühne und Publikum, die Leute gehen voll mit.
Astillero genießen hier eine Art Lokalstatus als “Tango-Punkband” mit fixer Fangemeinde. Als ich mich umdrehe, um von meinem Wein zu nippen, ist mein Glas, siehe da, wieder voll. Der charmante Barkeeper lächelt mir zwinkernd zu und ich danke ihm für den Refill. Jetzt spielen sie die Nummer, die ich für meinen “Dance Tango” Remix verwurschtelt habe….. Wow! Nach dem Konzert, ein Schwätzchen und ich erfahre, welch Zufall, im April wird’s in der Galeria ein Konzert geben. Naja zu spät, Don Xello ist mir zuvor gekommen!
TANGHETTO im Salon Canning
Die Milongas im Salon Canning, muss man wissen, sind sehr traditionell und schon die Ankündigung, dass Tanghetto dort spielen werden, überraschte mich sehr. Wie zu erwarten war, von Full House kann man nicht gerade sprechen. Es gibt keine Bühne, die Musiker stehen quasi mitten auf der Tanzfläche, dies vermittelt uns Tänzern das Gefühl mitten drin zu sein, sehr stimmungsvoll!
Die wunderschöne Musik lässt sich prima tanzen und da die Tanzfläche bei weitem nicht so voll wie sonst ist, gibt es endlich ausladende Bewegungen, Ganchos Sacadas, sogar Colgadas und Volcadas sind möglich. Plötzlich bittet man uns, die Tanzfläche zu räumen. Ein zierliches Tanzpaar, beide nicht größer als ich, in sehr schönen, aufeinander abgestimmten Kostümen tritt auf. Eine tolle Choreografie, komplizierte Hebefiguren rund um einen Sessel, sehr ausdrucksstark, perfekt zur Musik (eine Nummer aus dem letzten Album, deren Name mir jetzt nicht einfallt) abgestimmte Schritte! Die Leute sind begeistert und wir klatschen ohne Ende. Natürlich schnapp ich mir die beiden sympathischen Tänzer nach der Show und drücke ihnen einen Crossover-Flyer in die Hand……man weiß ja nie!
RUDOLFO MEDEROS TRIO im Teatro IFT
Rein zufällig hab ich, von der fahrenden Subte aus, ein einziges Plakat entdeckt: Rudolfo Mederos! Vielleicht habt ihr es ja bemerkt, dass ich schon mal eine DVD in der roten Bar laufen habe lassen. Einer der ganz großen Bandoneonspieler, der schon mit Piazzolla und anderen Legenden auf der Bühne stand – ein gut aussehender, sehr bescheiden wirkender älterer Mann mit schneeweißen halblangen Haaren sitzt in der Mitte der riesigen Bühne des etwas steril wirkenden Theaters. Links und rechts seine 2 Begleitmusiker. Es ist zum Sterben schön, der Klang des Bandoneons, perfekter Sound, Virtuosität an den Instrumenten, zwischen den Musikblöcken gibt es, vom Meister in sehr verständlichem Castellano vorgetragene Anekdötchen
Mich juckts in den Beinen, endlich mal MEINE Musik!!!! Der Applaus ist jedes Mal fulminant! Jetzt kommt ein kleiner Diskurs über die Verbindung von Musik und Tanz. Nachdem R. Mederos erklärt, dass das Tanzen der Tangomusik das Elitäre nimmt, fordert er den Lichttechniker , doch mehr Licht zu machen, und das Publikum zum Tanzen auf. Es dauert nicht lange und das Pärchen, welches ich noch kurz davor im DNI-Studio auf der Samstagspraktika (übrigens sehr empfehlenswert) bewundert hatte, betritt mutig die Bühne. Er in Flip-Flops, sie in Schlapfen mit Keilplateausohle, für die beiden offensichtlich kein Hindernis, legen sie in Freizeitkluft einen spontanen, sehr schön interpretierten Tanz zu, ich glaube “Milonga de mis Amores” aufs Bühnenparkett, bei dem die Schlapfen bald durch die Luft fliegen. Im Zuschauerraum löst sich die etwas steife Atmosphäre in tobenden Applaus auf. BRAVO!!!
Ron ist auch da und hat Alejandra Liebermann mitgebracht. Die stürmische Begrüßung kommt von ganzem Herzen, sie vermisst Wien sehr, erzählt sie uns anschließend in einem tollen Käse/Schinken Lokal bei Bier, Wein und Tapas. Die Einladung zum Mateteetrinken in ihrem Haus nehmen wir gerne an, ich bin ja immer sehr neugierig, wie andere Menschen, besonders in fremden Ländern und speziell die Portenos so wohnen. Vamos a ver!