Donnerstag:
Sonne – auf nach “La Boca”. Dazu gibts nicht viel zu sagen, Mont Martre, Covent Garden, Grinzing, jede Stadt hat so ihr Touristeneck, man muss einfach da gewesen sein.
Und abends: endlich ins “Nino Bien”(wir wohnen ums Eck) Meine Lektüre vor der Abreise: ein Buch namens„long after midnight in the nino bien“ des texanischen Journalisten Brian Winter, der 2 Jahre lang in Buenos Aires lebte und sich in den Tango verliebte . Es ist schon fast 2 Uhr morgens, als wir in den riesigen Raum treten, die Decke, mit mehr als 10 Ventilatoren ausgestattet, muss mindestens 10 Meter hoch sein. Man erklärt uns, dass es schon sehr angenehm geleert sei, uns scheint’s noch immer sehr voll. Geraucht wird auf entzückenden Balkönchen und dabei kommt man schnell ins Tratschen mit den chicos. Christian ist wieder da, er kennt Laura und einige Argentinier aus Wien. Generell ist es überhaupt kein Problem für uns Mujeres, tanztechnisch auf unsere Rechnung zu kommen. Als der Kellner uns gegen halb 5 die Tischdecke quasi unterm Glas wegzieht, müssen auch wir schweren Herzens abziehen. Doch es findet sich ein kleines Grüppchen, das mit uns auf der Terrasse noch einen Drink nimmt. Mir schwirrt der Schädel, den jetzt wird heftig diskutiert und das in castellano!
Aprox. Bedtime: 7 Uhr!
Jetzt bleibt noch eine Milonga, über die ich unbedingt erzählen muss, eigentlich eine Praktika, die eingangs erwähnte “Praktika X”: es ist wahnsinnig schwül, als wir beschliessen, den Kurs zu besuchen, also sind wir pünktlich um 9 Uhr da. Alles steht noch vor der Tür. Als diese sich öffnet, dringt eisigste Luft auf die Strasse, wir müssen rein in den Kühlschrank, ob wir wollen oder nicht.
Der Raum: wahnsinnig gross, wahnsinnig toll, ganz modern, stimmungsvolles Licht, aber…..extremal frio!!!!!! Ich schätze so um die 15 Grad, unpackbar!!!! Wir haben zwar Jacken mit, aber die helfen nicht wirklich. Okay, der Kurs startet: mindestens 60 Leute nehmen teil, 2 Lehrerpaare wechseln sich ab, jeweils halbe Stunde die einen, die nächste halbe Stunde die anderen. Das Thema ist die Umarmung, die Schritte, die sehr schnell vorgezeigt werden, kompliziert, ich check gar nix, das level ist sehr hoch, viele andere haben auch keinen Überblick, naja, wenigstens bewegen wir uns ein bisschen, doch die Kälte sitzt in den Knochen.
Während der anschliessenden Praktika kommen immer mehr, vorwiegend junge Leute, in den riesigen Raum und die Tanzfläche füllt sich. Hier zum Tanzen zu kommen, erfordert einige Eigeninitiative, die ich, claro, schon aufbringe, sonst würde ich ja einfrieren. Ich kenn ja schon ein paar Leute und Mathias Faccio, der mal bei uns in der roten Bar aufgetreten ist, tanzt mit mir die wenigen flippigen Stücke , bei denen übrigens immer die meisten die Pista verlassen, umso besser, mehr Platz! Sicher denken sich wieder einige der, um die Pista sitzenden Argentinier: da schau mal diese Europaer tanzen unmöglich zu unmöglicher Musik! Ja, so isses hier, das muss man einfach sagen!
So Leute, ich glaub das war’s mal fürs erste, es gäbe noch so viel zu erzählen, aber mir fehlt die Zeit in dieser Riesenstadt, in der alles doppelt, wenn nicht drei mal so lange braucht wie im gemütlichen Wien. Montag gehts nach Uruquay, auf eine Hacienda mit Pferden, vielleicht ans Meer, sicher nach Montevideo, 1, 2 Tage zum Tanzen…. Spätestens am 19.3. muss ich wieder da sein, denn dann spielen TANGHETTO hier auf einer Milonga im Salon Canning und ich muss ja schaun, was ich für Wien eingekauft habe.